Die Auseinandersetzung mit Introvertiertheit ist nicht nur für Betroffene wichtig, sondern auch für die Gesellschaft als Ganzes. Ein besseres Verständnis kann dazu beitragen, dass introvertierte Menschen ihre Persönlichkeit wertschätzen und sich nicht unter Druck gesetzt fühlen, sich extrovertierter zu verhalten. Mein Beitrag zur Blogparade von Claudia Stellmacher-Köthe soll einen Einblick in die Welt der Introvertierten geben und dazu anregen, die Vielfalt menschlicher Persönlichkeiten zu feiern.
Ich soll sieben Fragen auswählen, die ich mir in einem Interview mit mir selbst wünschen würde. Das ist einerseits eine Herausforderung, aber gleichzeitig eine großartige Gelegenheit, all das auszudrücken, was mir als introvertierte Person besonders am Herzen liegt. Diese Fragen können mir helfen, meine Gedanken zu sortieren, meine Persönlichkeit besser zu erklären und Themen anzusprechen, die oft übersehen werden:
Warum ist Introvertiertheit ein wichtiges Thema?
Introvertiertheit ist ein wichtiges Thema, weil sie eine grundlegende Facette der menschlichen Persönlichkeit darstellt und oft missverstanden wird. In einer Welt, die Extrovertiertheit und soziale Präsenz stark wertschätzt, kann es für introvertierte Menschen schwierig sein, ihre eigenen Stärken und Bedürfnisse zu erkennen und auszuleben.
Viele Menschen setzen Introvertiertheit fälschlicherweise mit Schüchternheit oder sozialer Angst gleich. In Wirklichkeit geht es eher um die Art, wie jemand Energie gewinnt und verarbeitet – durch Ruhe, Reflexion und tiefgehende Gespräche.
Viele Introvertierte wachsen in Umfeldern auf, in denen sie das Gefühl haben, „nicht genug“ oder „zu ruhig“ zu sein. Ein offenes Gespräch über Introvertiertheit kann dazu beitragen, dass Menschen ihre eigene Persönlichkeit annehmen und wertschätzen.
Erst spät wurde mir bewusst, dass ich eigentlich introvertiert bin. Lange Zeit prägten die gesellschaftlichen Vorstellungen mein Selbstbild – meine ruhige Art wurde oft als Schüchternheit oder fehlendes Selbstbewusstsein fehlinterpretiert. Diese Überzeugungen begleiteten mich über Jahre und hinterließen ihre Spuren. Heute ist es mir wichtig, mehr Aufmerksamkeit auf Introvertiertheit zu lenken, damit Menschen besser verstanden werden und ein erfüllteres, entspannteres Leben führen können.
Wie unterscheidet sich deine innere Welt von dem, was du nach außen zeigst?
Nach außen hin wirke ich oft gefasst und ruhig, doch in meinem Inneren ist ständig Bewegung—ein Meer aus Gedanken, Analysen und Emotionen. Ich nehme mir viel Zeit, um Erlebnisse gründlich zu verarbeiten und in neue Umgebungen oder fremde Gesellschaft hineinzufinden. Bevor ich spreche, denke ich sorgfältig darüber nach, welche Worte die richtigen sind und welche Wirkung sie haben könnten. Während andere ihre Gedanken direkt aussprechen, halte ich inne, reflektiere und analysiere. Dadurch kann ich ernst und zurückhaltend wirken, obwohl meine Gedankenwelt voller Ideen und Überlegungen ist.

Was gibt dir Energie und was strengt dich an?
Meine größte Energiequelle ist das Schreiben. Nach einem langen, anstrengenden Tag finde ich am besten zur Ruhe, wenn ich ein paar Zeilen verfasse. Auch in ein gutes Buch einzutauchen oder sanfte Musik zu hören tut mir unglaublich gut – natürlich in völliger Ruhe. Nur mein Kater darf sich dabei zu mir gesellen.
Herausfordernd wird es für mich, wenn ich vielen Reizen ausgesetzt bin. Schon ein Gespräch mit mehreren Personen kann mich erschöpfen. Besonders schwierig sind für mich Menschenmengen in hektischer Umgebung, etwa beim Einkaufen zur Stoßzeit. Die Unruhe, die Eile und die angespannte Atmosphäre setzen mich schnell unter Stress.
Wie sieht für dich ein perfekter Tag aus?
Ein perfekter Tag besteht für mich aus viel Zeit mit mir selbst. Nach einem kleinen Frühstück tauche ich entspannt in ein fesselndes Buch ein – am liebsten einen Thriller. Später genieße ich einen Spaziergang mit meinem Kater, bevor ich mir eine leckere Tasse Milchkaffee gönne. Dann widme ich mich meiner größten Leidenschaft: dem Schreiben. Es fühlt sich wunderbar an, meine Gedanken mit anderen zu teilen. Am Abend lasse ich den Tag gemütlich ausklingen – gemeinsam mit meinem Mann auf der Sonnenterrasse, während wir den Sonnenuntergang bewundern.

Was bedeutet Freundschaft für dich?
Freundschaft bedeutet mir viel, doch ich bevorzuge einen kleinen, vertrauten Kreis von Menschen, denen ich wirklich nahe stehe. Diese Beziehungen wachsen langsam, denn echtes Vertrauen braucht Zeit. Besonders wichtig ist mir, dass jeder seinen Freiraum hat und wir nicht alles zwangsläufig gemeinsam tun müssen. Auch wenn wir uns über längere Zeit nicht sprechen, bleibt die Verbindung bestehen – manchmal sogar noch stärker. Und wenn wir uns unterhalten, dann am liebsten in tiefgehenden Gesprächen, die wirklich Bedeutung haben.
Welche Herausforderungen erlebst du als Introvertierte in deinem Beruf?
Großraumbüros sind für mich eine echte Herausforderung – besonders, wenn ständig Interaktion gefordert wird. Zum Glück habe ich derzeit einen Arbeitsplatz, der perfekt zu mir passt: Ich arbeite allein in einem Büro, bleibe aber durch digitale Kommunikation mit meinen Kolleg:innen verbunden. So habe ich die nötige Ruhe, ohne den Kontakt zu verlieren.
Je größer ein Meeting wird und je mehr extrovertierte Stimmen darin dominieren, desto schwieriger wird es für mich, mich einzubringen. Auch Telefonate mit Kunden sind nicht gerade meine Stärke – ich bevorzuge es, meine Gedanken klar und strukturiert per E-Mail zu formulieren. Doch mit Routine und Erfahrung wächst meine Sicherheit, und vieles fällt mir inzwischen leichter.
All diese Herausforderungen zeigen aber auch meine Stärken: mein analytisches Denken, meine Fähigkeit zur tiefgehenden Problemlösung und meine Konzentration auf unabhängiges Arbeiten.

Was bedeutet echte Verbundenheit für dich in einer Beziehung?
Für mich ist es in einer Beziehung besonders wichtig, dass ich mich zeigen kann, wie ich wirklich bin—ohne mich ständig erklären zu müssen. Das Gefühl, verstanden zu werden, gibt mir Sicherheit und Vertrauen. Nach außen hin wirke ich oft ruhig und gefasst, doch in meinem Inneren bewegt sich viel—ein Meer aus Gedanken, Analysen und Emotionen. Ich brauche Zeit, um Erlebnisse zu verarbeiten und mich an neue Umgebungen oder Menschen zu gewöhnen. Bevor ich spreche, denke ich sorgfältig darüber nach, welche Worte die richtigen sind und welche Wirkung sie haben könnten. Während andere spontan ihre Gedanken teilen, halte ich inne, reflektiere und analysiere. Dadurch kann ich ernst oder zurückhaltend wirken, obwohl meine Gedankenwelt voller Ideen und Überlegungen ist.
Besonders bedeutungsvoll sind für mich tiefgehende Gespräche über Gedanken, Gefühle und Ideen, die eine echte Verbindung schaffen. Ebenso wichtig ist der Respekt für meine persönlichen Rückzugszeiten, in denen ich meine Energie sammeln und wieder auftanken kann. Dabei entsteht eine Balance aus Nähe und Freiraum, die eine Beziehung besonders wertvoll macht. Nicht nur Worte, sondern auch kleine Gesten, gemeinsame stille Momente und das Gefühl von Vertrautheit tragen dazu bei. Es gibt Zeiten, in denen einfach da sein und sich gegenseitig unterstützen viel mehr sagt als tausend Worte.
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Liebe Sonja, danke für die Einblicke in deine introvertierte Welt, die in vielen Punkten meiner HSP Welt ähnelt.
Schön, dass du meine Blogparade zum anlass fur dieses wichtige Thema genommen hast und es so sensibel und verständlich dargestellt hast!
Herzliche Grüße Claudia
Liebe Claudia,
danke für deine Blogparade! Als ich den Aufruf gelesen habe, war mir klar: Ich mach hier mit!
Es gibt mir die Möglichkeit Introvertiertheit besser zu erklären und meine eigenen Gedanken und Erlebnisse mit einzubringen.
Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg mit deiner Blogparade.
Liebe Grüße Sonja