Introvertierte und Freundschaften

Introvertierte Menschen haben oft eine ruhige und nachdenkliche Natur. Sie wirken oft abwesend und desinteressiert. Da sie auch nicht viel reden und schon gar nicht auf fremde Personen zugehen, ist es eine Herausforderung, neue Freundschaften zu schließen.

Deswegen ist es nicht ungewöhnlich, dass viele denken, introvertierte Personen sind langweilig. Was soll es schon positives geben, mit so stillen Menschen befreundet zu sein?

Oh, da gibt es viele tolle Eigenschaften, die mitgebracht werden. Hier ein paar Vorteile, wenn man mit einer introvertierten Person befreundet ist und ein paar Erfahrungen, die ich, als Intro, gemacht habe.

Qualität über Quantität

Introvertierte schätzen oft tiefere, bedeutungsvolle Beziehungen mehr als eine große Anzahl oberflächlicher Freundschaften. Sie investieren viel Zeit und Energie in ihre Freundschaften.

Im Laufe meines Lebens hatte ich nie einen großen Freundeskreis. Aber die Freunde, die mich auf meinem Weg zeitweise begleitet haben, waren für mich wichtige Bezugspersonen, mit denen ich starke Bindungen aufgebaut habe.

Gerne erinnere ich mich an meine Schulzeit. Ich war mit meiner besten Freundin sehr eng befreundet. Wir haben fast jeden Tag gemeinsam verbracht, sogar gemeinsam in den Urlaub sind wir gefahren. Wenn wir Monopoly gespielt haben, galten unsere eigenen Regeln. So haben manche Spiele auch ein ganzes Wochenende gedauert. Wir konnten tagelang Zeit verbringen, ohne einen größeren Streit. Ich kann mich auf jeden Fall an keinen erinnern.

Aktives Zuhören

Introvertierte sind oft sehr gute Zuhörer. Sie nehmen sich viel Zeit , wirklich zuzuhören und die Gedanken und Gefühle ihrer Freunde zu verstehen.

In meiner beruflichen Laufbahn habe ich immer wieder erfahren, dass einige Mitarbeiter mir ihre Probleme erzählt haben und danach erleichtert waren, weniger Last mit sich zu tragen. Dabei ging es gar nicht darum, eine Lösung für das Problem zu finden, sondern einfach jemanden zu haben, der sich ohne zu beurteilen sich die Sorgen angehört hat.

Empathie und Mitgefühl

Introvertierte sind oft sehr emphatisch und mitfühlend. Sie können sich gut in die Lage der Freunde versetzen und bieten unterstützende und durchdachte Ratschläge.

Empathie zähle ich zu einer meiner größten Stärken. Mit meinem Feingefühl weiß ich schnell, wie es meinem gegenüber geht. Kleinste Veränderungen merke ich sofort und versuche herauszufinden, wo der Schuh drückt. Gleichzeitig ist aber Empathie auch eine Schwäche von mir. Leider vergesse ich meist bei den ganzen Bemühungen, andere zu unterstützen , meine eigenen Bedürfnisse.

Verlässlichkeit

Introvertierte neigen dazu , loyal und zuverlässig zu sein. Wenn sie sich in einer Freundschaft engagieren, sind sie oft beständig und unterstützend, was eine starke Grundlage für die Beziehung schafft.

Loyalität ist für mich eine Selbstverständlichkeit, wenn man Beziehungen eingeht. Besonders viele Erfahrungen sammelt man da im Berufsleben. Wie oft werden dort Entscheidungen getroffen, die man vielleicht nicht selber entschieden hätte, jedoch unterstützt man das Vorgehen.

Ruhe und Gelassenheit

Introvertierte bringen Ruhe und Gelassenheit in ihre Freundschaften ein Sie bieten einen sicheren Raum für ihre Freunde, in dem diese sich öffnen und entspannen können.

Oft höre ich:“ In deiner Gegenwart werde ich viel ruhiger.“ oder „Ich beneide deine Gelassenheit.“ Dabei ist dies gar nicht meine Absicht. 😉 Es scheint einfach meine ruhige Art zu sein, die andere beruhigt. Innerlich kann es aber auch mal sehr chaotisch bei mir zu gehen.

Geduld und Verständnis

Introvertierte haben oft ein tiefes Verständnis für die Bedürfnisse und Eigenheiten ihrer Freunde. Sie sind geduldig und bereit , sich anzupassen, was zur Stabilität und Harmonie der Freundschaft beiträgt.

Oh ja, ich passe mich immer schnell an. Für mich ist es dann das Ziel Harmonie zu haben. Auch hier vergesse ich meist mich selber. Je nachdem, wie ich mich anpassen muss, kostet es mich wieder viel Energie. Das merkt man dann, wenn ich nicht mehr aktiv an dem Geschehen mitmache.

Was schätze ich als Introvertierter an einer Freundschaft?

Regelmäßige Treffen sind für mich sehr wichtig. Es muss nicht wöchentlich sein, aber in regelmäßigen Abständen. Gerne in kleinen Gruppen. Sobald die Gruppe größer wird oder Überraschungsgäste dazukommen, muss ich mich wieder neu orientieren. Das kann bedeuten, dass ich mich erst wieder etwas zurückziehe und zuschaue, bis ich aktiv bei Gesprächen wieder teilnehme.

Ruhepausen sind für Introvertierte eine Notwendigkeit. Um in Freundschaften unterstützend zu sein, muss darauf geachtet werden, dass regelmäßig Energie aufgeladen wird. Meist baue ich diese Ruhezeiten am Wochenende ein. Deshalb ist eine Vorplanung wichtig. Stehen Veranstaltungen an, schaue ich direkt, wann ich Zeit habe, in Ruhe, alleine wieder aufzutanken.

Gegenseitiger Respekt und Wertschätzung ist für mich persönlich am aller wichtigsten bei Freundschaften. Jede Person so nehmen wie sie ist. Ändern kann man keinen. Und die Personen, die einem nicht gut tun, loslassen.

Introvertierte Person kann man nicht ändern. Aber man kann die Vorteile nutzen und tolle Freundschaften eingehen. Und wenn sich alle wohlfühlen, kann selbst der stille Mensch, richtig laut werden.

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