Es schneite seit dem frühen Morgen. Große, fluffige Schneeflocken wirbelten durch die Luft und ließen den ganzen Garten von Tante Ulla aussehen wie eine weiche, weiße Decke.
Frederike stand am Fenster und drückte die Nase an die Scheibe.
Im Bauch kribbelte es — so ein aufregendes, aber auch ein bisschen ängstliches Kribbeln.
„Heute wäre ein perfekter Tag zum Schlittenfahren!“, rief Gabi, die schon mit Schal und Mütze vor der Tür stand.
Sven hüpfte daneben auf und ab, sein Schlitten ungeduldig in der Hand. „Los, Frederike! Kommst du mit? Der Hügel ist super!“
Frederike zog langsam ihre Schneehose an.
Sie wollte ja – wirklich! – aber da war diese kleine Sorge in ihrem Herzen.
Was, wenn jemand vom Schlitten fällt?
Was, wenn der Hügel zu schnell ist?
Was, wenn sie nicht richtig bremsen kann?
Tante Ulla bemerkte ihren nachdenklichen Blick.
Sie kniete sich zu ihr herunter und nahm Frederikes Hände in ihre warmen, weichen Hände.

„Man darf vorsichtig sein“, sagte sie mit einem Lächeln. „Vorsicht bedeutet nicht, dass du etwas nicht kannst. Es bedeutet nur, dass du gut auf dich und andere aufpasst.“
Frederike nickte.
Ja… so fühlte es sich an.
Gemeinsam gingen sie zum Hügel.
Kinderlachen lag in der Luft. Schnee knirschte, Schlitten glitten, und irgendwo bellte ein Hund vor Freude.
Der Hügel wirkte plötzlich riesig — wie ein kleiner Berg.
Gabi sauste lachend hinunter. Sven rief jubelnd: „Ich fliege!“
Frederike beobachtete alles ganz genau.
Jeden Schlitten.
Jede Kurve.
Jeden kleinen Rutscher.
Sie hörte das Schrubben der Kufen im Schnee, das Rauschen der kalten Luft und das Jauchzen der anderen Kinder.
Es war schön — aber auch… viel.
„Du musst nicht sofort fahren“, sagte Tante Ulla leise. „Erst schauen ist auch eine Art Mut.“
Frederike atmete tief ein.
Der Schnee duftete frisch und klar.
Langsam setzte sie sich auf ihren Schlitten. Ihre Handschuhe fühlten sich weich und warm an, der Schlitten aber ein bisschen wackelig. Ihr Herz pochte.
„Ich pass auf dich auf“, flüsterte Tante Ulla.
„Und du darfst jederzeit ‚Stopp‘ sagen.“
Frederike nickte.
Sven stellte sich neben sie.
„Ich rutsche neben dir. Ganz langsam. Versprochen.“
Das half.
Frederike rutschte ein kleines Stück vor. Dann noch ein Stück.
Der Hügel war gar nicht so steil, wie er aus der Ferne gewirkt hatte.
Sie spürte, wie der Schlitten unter ihr glitt — erst zögerlich, dann richtig.

„Ich… fahr!”, rief sie plötzlich — und tatsächlich, sie fuhr!
Der Wind kitzelte ihre Wangen.
Der Schnee glitzerte überall um sie herum.
Sven rutschte neben ihr her und grinste.
Nicht zu schnell. Nicht zu langsam. Einfach genau richtig.
Unten angekommen lachte Frederike laut — ein warmes, überraschtes Lachen, das ihr selbst ganz neu vorkam.
„Das hat Spaß gemacht!“, rief sie, noch etwas außer Atem.
Ihre Augen strahlten wie zwei kleine Sterne im Schnee.
Gabi lief zu ihr hin. „Siehst du? Du kannst es!“
Frederike nickte stolz.
„Und… ich möchte nochmal fahren.“

Tante Ulla winkte vom Rand des Hügels.
„Manchmal“, rief sie, „braucht Mut einfach ein bisschen mehr Zeit. Und das ist völlig in Ordnung!“
Frederike setzte sich wieder auf ihren Schlitten.
Der Schnee fiel leise um sie herum, und diesmal fühlte sich alles richtig, leicht und wunderschön an.

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Frederike ist ein ruhiges, sehr feinfühliges Mädchen. Sie spürt Gefühle oft stärker als andere — und genau das macht sie besonders. Mit ihrem großen Herzen und ihrer neugierigen Art erlebt sie viele kleine und große Abenteuer.
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