Frederike und die kleine Raupe

Es war ein warmer Frühlingstag. Überall summten Bienen, und die Blumen wippten fröhlich im Wind.
Frederike saß mit Gabi auf einer Wiese hinter der Schule. Gabi pflückte Gänseblümchen für eine Kette, während Frederike das Gras zwischen den Fingern betrachtete.

„Schau mal, Gabi!“, rief sie plötzlich leise. „Da ist etwas!“

Zwischen zwei Grashalmen bewegte sich eine kleine, grüne Raupe. Ganz langsam kroch sie vorwärts, als wolle sie jeden Zentimeter genau spüren.
„Oh, wie süß!“, sagte Gabi. „Aber sie sieht ein bisschen schwach aus.“

Tatsächlich – die Raupe war ganz still geworden. Frederike legte vorsichtig ein Blatt daneben.
„Vielleicht hat sie Hunger“, flüsterte sie.
Sie hob die Raupe behutsam auf das Blatt und trug sie zu einer Ecke der Wiese, wo viele Blätter wuchsen.

„Du kümmerst dich immer so liebevoll um alles“, sagte Gabi bewundernd. „Selbst um eine kleine Raupe.“
Frederike lächelte schüchtern. „Ich mag es, wenn’s allen gut geht. Auch den ganz Kleinen.“


Am nächsten Tag kam Frederike wieder zu der Stelle.
Und tatsächlich – die Raupe war noch da!
Sie hatte ein kleines Stück Blatt angeknabbert, und Frederike freute sich, als hätte sie selbst ein Geschenk bekommen.

Von da an besuchte sie die Raupe jeden Tag.
Sie sprach mit ihr, wenn sie traurig war, und beobachtete, wie sie sich langsam veränderte.

Eines Morgens aber war die Raupe verschwunden.
Stattdessen hing ein kleiner, grauer Kokon an einem Ast.

Frederike war erst erschrocken.
„Oh nein … sie ist weg!“
Dann kam Gabi dazu und erklärte: „Nein, Frederike! Sie schläft jetzt – und verwandelt sich. Bald wird sie ein Schmetterling!“

Frederike war still.
„So wie ich manchmal Zeit für mich brauche, um wieder Kraft zu kriegen?“, fragte sie leise.
Gabi nickte. „Genau so.“


Ein paar Tage später war der Kokon leer.
Doch in der Luft tanzte ein bunter Schmetterling mit schimmernden Flügeln.

Frederike hielt den Atem an.
„Das ist sie!“, flüsterte sie. „Meine kleine Raupe.“

Der Schmetterling flatterte einmal um sie herum, als wolle er sich verabschieden, und flog dann hoch in den Himmel.

Frederike lächelte.
„Manchmal muss man sich zurückziehen, um etwas Schönes wachsen zu lassen“, sagte sie.
Gabi nickte und nahm ihre Hand.
„Und wenn man wieder rauskommt, ist man stärker und bunter als vorher.“

Frederike schaute dem Schmetterling nach.
In ihrem Herzen fühlte sie Wärme, Ruhe und ein kleines bisschen Zauber.


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