7 Mythen über introvertierte Menschen

Introvertierte Menschen werden oft missverstanden. Sie gelten als schüchtern, unsozial oder gar distanziert – doch viele dieser Annahmen sind nichts weiter als hartnäckige Mythen. In einer Welt, die Extrovertiertheit oft als Ideal betrachtet, bleiben die Stärken und Besonderheiten von Introvertierten häufig unerkannt. Doch was ist wirklich dran an den gängigen Klischees?

In diesem Artikel werfen wir einen genauen Blick auf sieben weit verbreiteten Mythen über introvertierte Menschen und zeigen, warum sie nicht der Realität entsprechen. Vielleicht wirst du feststellen, dass Introversion nicht nur eine Art der Persönlichkeitsstruktur ist, sondern auch viele wertvolle Eigenschaften mit sich bringt.

Intro-Mythos 1: Alle introvertierte Menschen sind schüchtern.

Introvertiertheit bedeutet still und zurückhaltend zu sein – kurzum schüchtern.

Introvertierte sind still und zurückhaltend, ja das stimmt. Aber es ist keine Schüchternheit, was sie zum Schweigen bringt. Schüchternheit ist eine Angst, abgelehnt zu werden oder sich zu blamieren. In meinem Blogartikel Introvertiert ist doch ein anderes Wort für schüchtern, oder? erkläre ich genau, was der Unterschied ist.

Introvertierte bevorzugen die Stille und überlegen genau, was sie sagen wollen und zu wem. Small Talks, die inhaltlich nicht viel Input haben, sind für sie ein Greul. Bei tiefgründigen Gesprächen hingegen, können sie auch mal mit Begeisterung dabei sein und gefühlt endlos quatschen.

Intro-Mythos Nr. 2: Introvertierte Menschen sind Spaßbremsen.

Introvertierte Menschen können nicht feiern und stehen nur still in der Ecke.

Es kommt darauf an, was man unter „Feiern“ versteht. Introvertierte sind jetzt nicht die Partylöwen, die auf den Tischen und Bänken stehen und herumtanzen. Schon gar nicht, wenn viele fremde Personen sich in ihrer Nähe befinden. Introvertierte sind lange damit beschäftigt die Situation, den Ort und die Menschen zu analysieren und die neuen Reize zu bearbeiten. Das kostet viel Energie und sie brauchen dann auch ihre Auszeiten zum Akku-Aufladen.

Wenn introvertierte Menschen allerdings auf vertraute Menschen in bekannter Umgebung treffen, können sie richtig aufblühen und ihre Freude auch zeigen. Hier muss man nur beachten, ein spontaner Wechsel der Örtlichkeit oder ein Überraschungsgast, bringt wieder neue Reize, die das Gehirn der Introvertierte erst wieder verarbeiten muss. Das bedeutet plötzliche Zurückhaltung und Stille.

Intro-Mythos Nr. 3: Introvertierte haben keine Freunde.

Introvertierte sind viel zu still und zurückhaltend, um Freunde zu haben.

Der Freundeskreis einer introvertierten Person ist meist überschaubar. Es stimmt zwar, dass sie oft gerne alleine sind, um ihre Energie wieder aufzuladen, aber das heißt nicht, dass sie neuen Bekanntschaften aus Prinzip aus dem Weg gehen.

Wer zu den Freunden von Introvertierten gehört, hat auf jeden Fall das vollste Vertrauen. Eine introvertierte Person als Freund zu haben, bedeutet einen loyalen, aufmerksamen und einfühlsamen Zuhörer an seiner Seite zu wissen. Aber Vorsicht! Fühlt sich der Introvertierte unwohl in der Freundschaft oder wurde das Vertrauen missbraucht, zieht er sich schnell wieder zurück.

Intro-Mythos Nr. 4: Introvertierte haben ein mangelndes Selbstbewusstsein.

Introvertierte sind viel zu still und trauen sich gar nichts zu sagen. Sie haben überhaupt kein Selbstbewusstsein.

In unserer Gesellschaft wird Selbstsicherheit oft mit äußeren Handlungen und Kommunikation definiert. Alles Charaktereigenschaften, die man bei Extrovertierten oft sieht. Laut und überzeugend ist das Ideal. Doch ist es das wirklich? Selbstbewusstsein bedeutet, ein klares Bewusstsein über sich selbst zu haben – wer man ist, was man will und wofür man steht.

Introvertierte Personen reflektieren sich sehr oft und wissen ganz genau, was sind ihre Stärken und ihre Schwächen. Sie treffen ihre Entscheidungen ganz bedacht und überlegen sich jeden Schritt genau. Das geschieht meist ruhig und zurückhaltend, was durch das falsche Idealbild als unsicher verwechselt wird.

Intro-Mythos Nr. 5: Introvertierte Menschen sind unfreundlich und distanziert.

Introvertierte wirken zurückhaltend und reserviert. Meist sogar arrogant.

Meist kommt dieser Eindruck von anderen Menschen, die introvertierte Personen kennenlernen. Dabei ist es nur ein aufmerksames Beobachten und Reflektieren, was die Introvertierten in ihrem Gehirn arbeiten lassen. Das bedeutet wieder Energieverlust, der durch Zurückhaltung und Stille wieder aufgefüllt wird.

Viele Introvertierte sind eher warmherzig, einfühlsam und tief mit engen Freunden verbunden. Sie bevorzugen oft tiefgründige Gespräche statt oberflächlichem Small Talk und wählen ihre sozialen Interaktionen bewusst aus. Das kann dazu führen, dass sie in großen Gruppen oder lauten Umgebungen weniger aktiv erscheinen, aber das hat nichts mit Unfreundlichkeit zu tun.

Intro-Mythos Nr. 6: Introvertierte gehen Konflikte aus dem Weg.

Introvertierte sind meist harmoniebedürftigt und vermeiden Streitigkeiten.

Introvertierte Menschen werden oft als konfliktscheu dargestellt, aber das ist nicht zutreffend. Es stimmt, dass viele Introvertierte ihre Energie aus Ruhe und Reflexionen ziehen, und sie bevorzugen oft tiefgründige Gespräche anstelle hitziger Diskussionen. Doch das bedeutet nicht automatisch, dass sie Konflikten aus dem Weg gehen.

Viele Introvertierte wählen einfach einen anderen Ansatz im Umgang mit Konflikten – sie denken zuerst nach, bevor sie reagieren, und sind eher strategisch sowie bedacht in ihrer Kommunikation. Statt lautstark ihre Meinung zu vertreten, bevorzugen sie es oft, Missverständnisse durch ruhige Gespräche oder durch geschriebene Kommunikation zu klären.

Intro-Mythos Nr. 7: Introvertierte mögen keine Menschen.

Introvertierte Menschen mögen keine anderen Menschen und vermeiden den sozialen Kontakt.

Dieser Mythos ist ein großes Missverständnis! Introvertierte Menschen mögen durchaus andere Menschen – sie zeigen ihre Zuneigung und Verbundenheit nur oft auf andere Weise als Extrovertierte. Viele Introvertierte schätzen tiefgründige Gespräche und enge, bedeutungsvolle Beziehungen, anstatt sich in großen Gruppen oder oberflächlichen sozialen Interaktionen wohlzufühlen.

Es kann sein, dass sie schneller sozial erschöpft sind oder mehr Zeit alleine brauchen, um ihre Energie wieder aufzuladen. Das bedeutet aber nicht, dass sie unsozial oder menschenscheu sind. Ganz im Gegenteil: Gerade weil sie ihre sozialen Interaktionen bewusst wählen, sind ihre Freundschaften und Beziehungen oft sehr tief und wertvoll.

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